Ironie im Community-Dialog

Wer Ironie im ‚normalen’ Manage­ment­betrieb einer Commu­nity einsetzen will, steht meist vor demselben Problem wie die Journa­listik. Dort wird Ironie nur sehr zurück­haltend eingesetzt.

Ironie will verstanden werden

In der Journa­listik richtet man sich meist an ein breiteres, hetero­genes Publikum. Daher ist davon auszu­gehen, dass die Ironie bei vielen Rezipienten nicht ankommt. Um Ironie zu erkennen, braucht es einen gewissen Sinn dafür, und den haben viele Menschen einfach nicht. Sie lässt sich auch nicht erkennbar machen, indem man in einem quasi augenzwin­kernden Tonfall spricht.

Erschwerend hinzu kommt, dass Ironie, wenn sie denn verstanden wird, von vielen Menschen nicht gemocht wird. Das dürfte zum einen daran liegen, dass in ihr immer eine gewisse Distanz zum Gegen­stand der Ironie zum Ausdruck kommt. Zum anderen schwingt in Ironie meist etwas Spöttig­keit mit, bis hin zu mehr oder weniger bitterem Sarkasmus, mitunter auch Gering­schätzig­keit oder Überheb­lichkeit.

In einer Commu­nity stellt sich diese Ausgangs­lage meist nicht anders dar. Daher ist beim Einsatz des Stilmittels Ironie stets überlegt vorgehen. Insbeson­dere bei Über­schriften solltest du Vorsicht walten lassen, denn Google ist nicht in der Lage, Ironie zu erkennen.

Versteht deine Commu­nity Ironie?

Ob deine Mitglieder genügend Sinn für Ironie haben, kannst nur du beurteilen. Der Spirit deiner Commu­nity sollte stimmen Daher solltest du dir genau überlegen, ob Ironie in den Posts an die gesamte Commu­nity über­haupt angemessen ist.

Kannst du diese Frage mit Ja beant­worten, bietet der Einsatz von Ironie einige Vorteile. Durch ihre Anwendung wird das dialo­gische Profil geschärft. Man entfernt sich von eingeschlif­fenen sprach­lichen Routinen und schafft eine gewisse Unterhalt­samkeit. Es lässt sich geistige Regsamkeit gepaart mit Humor zeigen. Das sind Eigen­schaften, die vom Publikum in speziellen Commu­nitys geschätzt werden.

In einer Commu­nity, deren Mitglieder einen variablen, anregungs­vollen Dialog­stil erwarten, sollte Ironie im Sinne eines dialogi­schen Mehrwerts reibungslos eingesetzt werden können. Die Anwendung lässt sich akzen­tuieren, indem auch Selbst­ironie betrieben wird.

Ironie einsetzen

Es gibt verschiedene Formen des Einsatzes von Ironie als Stil­element von Commu­nity-Dialog:

  • Ironie als Stil des Hauses
  • gelegentlicher Einsatz gegenüber der gesamten Commu­nity
  • nur im Einzel­dialog, wenn du weißt, dass Ironie verstanden wird
  • nur bei Netiquette- oder Common-Sense-Verstößen

Ironie als prägendes Stilmittel

Ironie als Stil des Hauses ist eher nur bei einem Publikum in speziellen Nischen möglich. Allerdings zeigt das Commu­nity Manage­ment der Berliner Verkehrs­gesellschaft BVG, dass sich auch mit Ironie als fast einziger Kommuni­kations­strategie durch­kommen lässt.

Die Posts der ironie­geübten Commu­nity Mana­ger der BVG haben teils Kultstatus. Auch das Management von WELT Online hat in dieser Hinsicht einen guten Ruf. Allerdings besteht bei diesem Konzept die Gefahr, dass die Ironie zum Selbst­zweck wird. Irgend­wann werden die User es dann Leid, bloß Stichwort­geber zu sein.

Ironie in Posts an die ganze Commu­nity

Wenn du in Posts an die gesamte Commu­nity gelegent­lich Ironie einsetzt, solltest du sicher­stellen, dass sie unver­fäng­lich, um nicht zu sagen weich­gespült formu­liert ist. Es ist immer zu bedenken, dass diejenigen, die deine ironischen Unter­töne nicht goutieren können, darin etwas Unange­messenes oder gar Anstößiges sehen könnten.

Das Problem, Ironie nicht durch Tonfall oder auch Gestik kenntlich machen zu können, lässt sich teilweise durch Emojis kompen­sieren. Du solltest dir dabei aber sicher sein, dass du Emoijis verständlich zum Einsatz bringst.

Ironie im Dialog mit einzelnen Mitgliedern

Ironisch werden solltest du daher vorzugs­weise gegenüber zwei Arten von Commu­nity-Mitgliedern:

  • diejenigen, die die Ironie verstehen und keines­falls übel­nehmen, und
  • diejenigen, denen du deine Distanz und deinen Spott offen zu erkennen geben willst

Bei Mitgliedern, zu denen du ein positives Verhältnis hast, ist Ironie selten das richtige Stil­mittel, wenn es darum geht, Empathie zu zeigen. Aber sie ist sehr geeignet, um Verbun­denheit aufzubauen.

Du reflek­tierst damit, dass du in das Mitglied hinein­gehört und seinen Sinn für Ironie erkannt hast. Wenn du darauf eingehst, dürfte gewähr­leistet sein, dass der User die Inter­aktion mit dir zu schätzen weiß.

Nicht akzep­tabel erscheint es, Ironie hinter­rücks einzu­setzen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn du einen User-Beitrag ironisch beant­wortest, wobei du weißt, dass der User es nicht versteht, andere Mitglieder aber sehr wohl.

Ironie im Umgang mit Trollen

Bei der Abwimmelung von Trollen kann Ironie eine sehr wirkungs­volle Waffe sein. Manche Experten sehen in ihr sogar den Königsweg zur Bekämpfung von trolligen Beiträgen. Konkret sieht das so aus, dass du deine ironische Einstellung zum Beispiel in Form von nicht ernst­gemeinten Rück­fragen kommuni­zierst.

So kannst du etwa auf Troll-Beiträge mit notori­schen Phrasen wie »Ist ja inter­essant, kannst du das genauer erklären?« oder »Versteh ich nicht?!« reagieren, ohne je eine richtige Antwort zu geben. Irgend­wann wird der Troll es wohl verstehen und sich trollen …

Über die Autorin

Ariane Brandes

Leidenschaftliche Menschenfreundin mit Vergangenheit als Multi-Berufsausüberin. Hat mindestens ein Dutzend verfasster Drehbücher sowie mehrere Patente in der Nachttisch-Schublade liegen. War mal Jobcoach für schwer erziehbare Jugendliche und Langzeitarbeitslose Ü50, Schuhstore-Besitzerin, Geschäftsführerin von Sport- und Freizeitanlagen, Vertrieblerin und wird in der Beliebtheitsskala vieler Menschen mit 10 plus fünf Sternchen bewertet.
Doch nun Tacheles. Was genau an Ariane wirkt auf Menschen so magisch, dass jede(r) ständig ihre Nähe sucht?
Vermutlich könnte man dieses Phänomen mit dem Begriff „Aura“ zu erklären versuchen. Bei ihr ist es jedoch sehr viel mehr,
denn sie schenkt den Menschen mit ihrem Tun magische Momente wertschätzender Aufmerksamkeit.
Hier kannst du mehr über mich lesen.

Community Management bedeutet für sie auch, Aufträge an Kolleg/innen abzugeben, um ebenso ein Auftragsnetzwerk zu erschaffen.

Diesen Über-mich-Text schrieb Ulrike Parthen.

Angaben zum Foto: Rüdiger Lutz

von Ariane Brandes

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