Terminating Trolls

Der Begriff Troll hat nichts mit den eher drolligen Gnomen aus der nordischen Märchen- und Sagenwelt zu tun. Vielmehr sind die Internet-Trolle auf den Ausdruck trolling with bait zurück­zuführen. Dieser Begriff bezeichnet eine spezielle Art des Schlepp­netz­fischens.

Die Metapher bezieht sich auf die übliche Taktik von Trollen, durch provo­kante, beleidi­gende, bösartige oder sogar Hass aufsta­chelnde Äußerungen Unruhe in Social-Media-Accounts zu stiften. Ihr Ziel ist es, Aufmerk­samkeit zu bekommen, indem sie Streit anzetteln. Trolle hoffen darauf, dass jemand auf ihre Hate-Kommentare reagiert, wonach sie erst so richtig vom Leder ziehen.

Don’t feed the trolls!

Es ist daher in den meisten Fällen ein Fehler, Trollen mit verbalen Mitteln entgegen­zutreten. Don’t feed the trolls! ist ein guter Leitsatz: du solltest dich nicht von ihnen provo­zieren lassen, denn das fixt sie erst recht an.

Zu den Dingen, die Trolle anfixen, gehört auch das Löschen ihrer Beiträge oder gar ihr Hinaus­wurf aus der Commu­nity. So einfach ist es leider nicht. Wenn du dies tust, kommen sie unter anderem Namen wieder und treiben ihr übles Spiel um so inten­siver.

Angemessene Reaktionen

Im Allgemeinen reagierst du auf Troll-Belästi­gung am besten mit einer dieser Vorgehens­weisen:

  • konse­quentes Ignorieren ihrer Beiträge
  • Trolle mit einer stereo­typen Phrase darauf hinweisen, dass ihre Beiträge nicht dem Common Sense entsprechen
  • auf jeden Troll-Beitrag mit einer Wieso-Warum-Wie-Rückfrage oder einem »Versteh ich nicht« reagieren, aber niemals eine richtige Antwort geben

Wenn es dir möglich ist, solltest du deiner ablehnenden Haltung Nachdruck verleihen, indem du dich bei der Troll-Abwehr von Mitgliedern deiner Commu­nity unter­stützen lässt.

Gleich­zeitig musst du ein Auge darauf haben, dass sich deine User nicht auf die Provoka­tionen durch einen Troll einlassen. Das kann nur zu einer Verschlech­terung des Diskussions­klimas in deiner Commu­nity führen. Solche Verbal­gefechte haben schnell destruk­tive Ausmaße angenommen, was nach außen hin eine abschre­ckende Wirkung hat.

Wenn du also fest­stellst, dass sich User von einem Troll haben provo­zieren lassen, musst du gegen­steuern. Dann darfst du auch nicht davor zurück­schrecken, eigent­lich fried­liche Mitglieder darauf hinzu­weisen, dass sie ein unange­messenes Verhalten an den Tag legen.

Statement zum eigenen Wertekanon abgeben

Neben Ignorieren oder mehrfaches Hinweisen auf die Unangemes­senheit eines Troll-Beitrags gibt es noch eine dritte Form der Reaktion: du kannst sie nutzen, um damit ein Statement über die Werte abzugeben, die dem Common Sense deiner Commu­nity zugrunde liegen sollen.

Ein besonders gelungenes Beispiel dafür, wie du einen Hate-Kommentar dafür instrumen­talisieren kannst, dein Werte­system darzu­stellen, kommt von Arnold Schwarzen­egger:

Schwarzenegger disst Troll
Arnold Schwarzenegger kanzelt Troll ab

Diese Online-Konver­sation (Über­setzung siehe hier) fand 2017 während der Winter Special Olympics in Graz statt. Arnold Schwarzen­egger hatte sich für diese Veran­staltung als Social-Media-Botschafter engagiert. Im Rahmen dieser Funktion hatte er ein Video auf Facebook gepostet, das ihn zusammen mit 4 Medaillen­gewinnern zeigte.

Dieses Video wurde von einem intoleranten Menschen zum Anlass genommen, sich verständ­nislos und diffamie­rend über Behinderte zu äußern, die Leistungs­sport betreiben. Besonders herab­würdigend und ausgrenzend ist dabei das Wort retards, weil es fast immer in einem beleidi­genden Sinne gebraucht wird.

A teachable moment

Auf diesen diskri­minierenden Post hin hat Schwarzen­egger seine verbalen Muskeln spielen lassen: Er hat ihn in einer Weise abgekanzelt, die viral gegangen ist. Er selbst hat es als teachable moment bezeichnet, als Gelegenheit zu einer klaren Stellung­nahme zum geistigen Niveau dieses intole­ranten, bornierten Kommentars. Damit ist nicht nur dem Troll eine Lektion erteilt, sondern allen, die darauf aus sind, auf Kosten behin­derter Menschen Defizite in der eigenen Persön­lichkeit zu kompen­sieren.

Die brillant ausformu­lierte Antwort des Terminators kann als Muster­beispiel für eloquenten, niveau­vollen Umgang mit Trollen angesehen werden. Besonders hervor­zuheben ist die subtile Ironie, mit der er das abfällige Wort retards auf den Hater rückbezieht.

Empathie durch Schlag­fertigkeit und/oder Ironie

Die Zurecht­weisung von Trollen kann also, wie Arnold Schwarzen­egger bewiesen hat, zur Akzentu­ierung von Empathie genutzt werden: so ziemlich das Gegen­teil dessen, was der Troll erreichen wollte, und von daher um so beschä­mender für ihn. Auf diese Weise werden Trolle als Kontrast­mittel genutzt, um die eigene humane, integrative Gesinnung hervor­zuheben.

Antworten solchen Zuschnitts sind in jedem Falle ein Spiegel der Persön­lichkeit eines Commu­nity Mana­gers. Im allgemeinen ist Ironie im Commu­nity-Dialog eher unange­bracht, aber im Umgang mit Trollen kann sie eine wirk­mächtige sprachliche Waffe sein. Manche Experten bezeichnen sie in diesem Zusammen­hang sogar als Königs­disziplin.

Zur Bekämpfung von Trollen gehört also auch Sprach­kompetenz. Wenn es dir gelingt, eine niveau­volle Schlag­fertigkeit wie in dem Post von Arnold Schwarzenegger zu entwickeln, wird das deine Autorität stärken. Zudem ist es beste Außen­werbung für deine Commu­nity.

Über die Autorin

Ariane Brandes

Leidenschaftliche Menschenfreundin mit Vergangenheit als Multi-Berufsausüberin. Hat mindestens ein Dutzend verfasster Drehbücher sowie mehrere Patente in der Nachttisch-Schublade liegen. War mal Jobcoach für schwer erziehbare Jugendliche und Langzeitarbeitslose Ü50, Schuhstore-Besitzerin, Geschäftsführerin von Sport- und Freizeitanlagen, Vertrieblerin und wird in der Beliebtheitsskala vieler Menschen mit 10 plus fünf Sternchen bewertet.
Doch nun Tacheles. Was genau an Ariane wirkt auf Menschen so magisch, dass jede(r) ständig ihre Nähe sucht?
Vermutlich könnte man dieses Phänomen mit dem Begriff „Aura“ zu erklären versuchen. Bei ihr ist es jedoch sehr viel mehr,
denn sie schenkt den Menschen mit ihrem Tun magische Momente wertschätzender Aufmerksamkeit.
Hier kannst du mehr über mich lesen.

Community Management bedeutet für sie auch, Aufträge an Kolleg/innen abzugeben, um ebenso ein Auftragsnetzwerk zu erschaffen.

Diesen Über-mich-Text schrieb Ulrike Parthen.

Angaben zum Foto: Rüdiger Lutz

von Ariane Brandes

Neue Blog-Artikel: