In den vorangegangenen Artikeln wurde mehrfach angedeutet, dass die Wahl der richtigen Plattform mitentscheidend für den Publikumserfolg ist.
Das sind die letzten 3 Kernaspekte einer gut konzipierten Social-Media-Strategie: Recht, SEO und Krisenkommunikation auch. An dieser Stelle aber möchte ich es bei einigen grundlegenden Hinweisen belassen.
Recht und SEO sind Spezialistengebiete, auf denen es zwangsläufig komplex wird. Es übersteigt meiner Meinung nach den Kompetenzrahmen eines Community Managers, hier immer sattelfeste Entscheidungen treffen zu können. Hinzu kommt die damit verbundene Arbeitsbelastung. Daher ist es ratsam, einen Experten hinzuzuziehen.
Plattform(en)
Die Entscheidung für oder gegen eine Plattform will wohl überlegt sein. Antworten auf die Frage: »Wo setze ich meine Community auf?« beruhen im Wesentlichen auf Zielgruppenanalyse und Content-Strategie.
Mitglieder kann man nur dort gewinnen, wo sie bevorzugt ihre Social-Media-Zeit verbringen. Logisch, dass du die Plattformen nutzen solltest, die sich bei deiner Zielgruppe der größten Beliebtheit erfreuen.
Im Folgenden betrachten wir die wichtigsten Aspekte für eine ausgewogene Entscheidungsfindung.
Die Qual der Wahl
Das Angebot an Plattformen ist riesig. Einen Überblick kannst du dir zum Beispiel mit dieser Infografik auf der Webseite https://onlinemarketing.de/social-media-marketing/social-media-prisma-5-0 verschaffen.
Welche Plattform(en) nun die Richtige(n) für deine Community ist bzw. sind, dazu lassen sich nur schwierig Verallgemeinerungen treffen. Folgende Aspekte solltest du berücksichtigen:
- Ist dein wichtigstes Content-Format auf der Plattform beliebt?
- Wieviel Zeit verbringt deine Zielgruppe auf den Plattformen?
- Wo findet die meiste Interaktion statt?
- Wo findet die qualitativ hochwertigste Interaktion statt?
- Wo habe ich die beste Chance auf Sichtbarkeit und Reichweite?
- Auf welcher Plattform kann ich den bestmöglichen Service bereitstellen?
- Welchen Ruf hat die Plattform in Sachen Datensicherheit?
Überall dabei sein?
Ein Gedanke liegt nahe: Je mehr Plattformen, um so mehr Chancen auf Sichtbarkeit. So logisch dieser Gedanken klingt, er sollte dich nicht dazu verleiten, nun unkritisch auf allen größeren Hochzeiten tanzen zu wollen.
Es macht zum Beispiel wenig Sinn, mit eher textlastigem Content auch noch auf Instagram präsent sein zu wollen.
Implementierung
Zur Plattform-Strategie gehört auch ein Konzept dafür, wie die Implementierung vorgenommen werden soll. Auf die Taskliste gehören:
- Formulierung von aussagekräftige(r) Profilseite(n)
- Schreiben der Texte, die auf einer Social-Network-Page Unternehmen oder Organisation und deren Angebote beschreiben
- Auswahl der zentralen visuellen Elemente (inkl. Typographie)
- Testen der Funktionalitäten
- Ermittlung und Einbindung möglicher Influencer
Eigene Plattform
Die Alternative zur Nutzung etablierter Social Networks ist es, eine eigene Plattform aufzusetzen. Das lässt sich zum Beispiel machen mit:
- Community-Building und –Maintenance-Pakete wie Ning
- spezielle Software, zum Beispiel für Event-Networking wie Congreet
- Plug-Ins zur Einbindung in bestehende Websites, die mit WordPress oder vergleichbaren Content-Management-Systemen arbeiten
Wie wir noch bei den Themen Recht oder SEO sehen werden, ist es mitunter eine gute Idee, sehr spezielle Arbeiten von Spezialisten durchführen zu lassen. Dazu zähle ich auch die Programmierung der eigenen Community-Plattform.
Das soll aber niemanden davon abhalten, es selbst zu versuchen. Wenn du Spaß an solchen Dingen hast, dazu genügend Zeit und Programmierkompetenz, dann dürfte es sogar das Beste sein, seine Community selbst zu designen.
Abhängigkeiten von Plattformen mindern
Es gibt noch einen weiteren gewichtigen Grund zum Aufsetzen einer eigenen Plattformlösung: Unabhängigkeit von den Launen der globalen Networks. Die Crux mit den Facebooks, Youtubes oder LinkedIns dieser Welt ist, dass es bei ihnen möglich sein könnte, dass sie:
- ihre Nutzungsbedingungen von heute auf morgen ändern,
- den Betrieb einstellen oder einschränken,
- deine Daten in alle Himmelsrichtungen vermarkten,
- deine Community von der Plattform verbannen,
- irgendwann versuchen wollen, dich ein wenig abzuzocken
Vielleicht erinnerst du dich noch daran, dass Instagram Experimente damit gemacht hat, die Anzahl der Follower nicht mehr anzuzeigen. Sofort ging ein Aufschrei durch die Community der Influencer, das würde ihr Geschäftsmodell kaputt machen.
Oder ein aktuelles Beispiel: Investitionen in eine TikTok-Community könnten sich als gefährdet erweisen, wenn die App in den USA aus dem Markt gedrängt wird.
Plattformen sind Modesache
Nicht nur Staaten können Plattformen gefährden, auch das Publikum selbst. Obwohl es sie erst seit etwas mehr als einem Jahrzehnt gibt, zeichnet sich ein Muster ab, dass Social-Media-Plattformen Moden und auch Hypes unterworfen sind.
Der Geschmack des Publikums, insbesondere der jüngeren Menschen, ist relativ kurzlebig. The Next Big Thing steht schon vor der Tür! Wer und/oder was das allerdings ist, das weiß noch niemand …
Bei neuen Plattformen sind die Early Adopter (also die, die sich zuerst auf der Plattform ansiedeln) im Vorteil. Du solltest daher immer ein Auge darauf haben, was sich am Markt der Community-Plattformen tut.
In letzter Zeit hat sich zum Beispiel ein Trend hin zu Community Management über Messenger-Dienste entwickelt. Damit einher geht ein Trend zu weiterer Personalisierung des Dialogs — eine sehr gute Nachricht für Community Manager!
Auf jeden Fall gehört zur Wahl einer Plattform eine Einschätzung dessen, wie zukunftsfähig sie ist.
Recht
Das Thema Recht möchte ich kurz halten, weil ich keine Rechtexpertin bin. Zudem besteht bei der komplexen Thematik Online-Recht die ständige Gefahr, dass das, was heute als rechtsverbindlich dargestellt werden kann, morgen schon veraltet ist.
Wenn deine Community in den Launch geht muss alles rund um Impressum, Datenschutz oder Copyrights juristisch hieb- und stichfest sein. Ich halte es für ratsam, sich hierfür an einen kompetenten Rechtsbeistand zu wenden und die Sache ihm zu überlassen. Wenn du alles Rechtliche selbst bewerkstelligt hast, solltest du zumindest einen Rechtsberater das Ganze einsehen und absegnen lassen.
Wenn du dies beherzigst, solltest du vor den kostspieligen Abgefeimtheiten der Abmahnindustrie sicher sein. Das entbindet sich aber nicht von der Pflicht, dich in Sachen Recht auf dem Laufenden zu halten und gegebenenfalls Anpassungen an deiner Community vorzunehmen.
Über aktuelle Rechtsfragen kannst du dich zum Beispiel hier informieren:
- https://www.aufrecht.de/rechtsanwalt/internetrecht/recht-fuer-communities-und-internetforen.html
- https://www.communitymanagement.de/communitys-rechtssicher-aufbauen/
- https://community.beck.de/2009/05/18/rechtliche-rahmenbedingungen-fuer-online-communities
Zudem empfiehlt es sich, sich durch Blog-Artikel (wie zum Beispiel in diesem Artikel zum Online-Recht) hinsichtlich aktueller Rechtsänderungen auf dem Laufenden zu halten.
Suchmaschinenoptimierung (SEO)
SEO ist gleichfalls ein hochkomplexes Thema. SEO muss richtig gemacht werden, und dazu braucht es eine Menge Fachwissen. Vernachlässigen darfst du das Thema auf keinen Fallen. SEO sorgt für leichte Auffindbarkeit deiner Community und das ist ein Service an den Menschen, denen deine Community gefallen könnte und dich nur noch zu finden brauchen.
Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, auch nur die Grundzüge des SEO erörtern zu wollen. Outsourcing an einen SEO-Experten ist da meistens die erfolgversprechendere Strategie.
^Du selbst solltest dich aber zumindest mit den Grundzügen des SEO vertraut machen. Die Basics kannst du dir erarbeiten, indem du dir das ausführliche Informationsmaterial auf der Seite https://support.Google.com/webmasters/answer/7451184?hl=de ansiehst.
Sehr lesenswert ist vor allem die Einführung in Suchmaschinenoptimierung.
Krisenmanagement
In der Hoffnung, dass es nie dazu kommt, ist es anzuraten, dass für den Fall einer Krise eine Bewältigungs-strategie vorhanden ist. Die Grundsätze für das Krisenmanagement sind in enger Abstimmung mit dem Betreiber deiner Community festzulegen.
Auch wenn du Betreiber deiner eigenen Community bist, für eine Krisensituation gelten die gleichen Grundsätze wir bei großen Unternehmen oder Organisationen. Auf die wichtigsten Reaktions- und Vorbeugungsmuster heruntergebrochen sind dies:
- höchste Transparenz
- einfühlsames Eingehen auf die krisenverursachenden Mitglieder
- Goodwill-Erklärungen, denen Taten folgen
- sachlich-unaufgeregte Kommunikation
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Damit haben wir das Thema Social-Media-Strategie abgeschlossen. Nun soll es allmählich in die Praxis hineingehen. Im nächsten Artikel werfen wir einen Blick auf die ersten Schritte hinein in den Community-Kosmos: Festlegung von Netiquette und Tonalität, erste Posts, erster Content, erste Mitglieder, Pre-Launch und schließlich der Launch.