Zur Qualitätskontrolle gehört auch die Qualität der Kontrolle. Das heißt in der Konsequenz: du darfst dich nicht scheuen, bei unangemessenen Beiträgen und/oder sehr negativer Tonalität einzugreifen.
Qualität der Regulierung
Negativität in Sprachniveau und Interaktion erfordern energisches Eingreifen. Das Spektrum reicht dabei von höflich vorgetragenen Ermahnungen bis hin zur Verbannung aus deiner Community. Das ist ein ebenso heikles Vorgehen wie das Löschen von dialogischen Äußerungen. Was dabei zu beachten ist, habe ich in einem früheren Artikel besprochen.
Maßnahmen zur Regulierung bei den Mitgliedern sind das Eine, eigene korrigierende Eingriffe das Andere. Fingerspitzengefühl ist gefragt, wenn du Posts absetzt, die der Qualitätssicherung dienen sollen. Du solltest vermeiden, ein schulmeisterhaftes Rollenverständnis an den Tag zu legen. Keinesfalls darf der Eindruck entstehen, dass du dich in den Vordergrund spielen willst.
Besonders Besserwisserei ist etwas, das du sein lassen solltest. Gelegentlich ist es zwar nötig, Belehrungen zu erteilen, aber dies setzt voraus, dass du die Sache in einer unaufdringlichen, unterhaltsam verpackten Art und Weise angehst.
Respekt für sachlich-kritische Beiträge
Jeder Post, der im Rahmen der Netiquette bleibt, auch wenn er auf einem niedrigen Niveau angesiedelt ist, ist eine Antwort wert. Das Ignorieren von Beiträgen ist keine Lösung; so etwas zeugt von mangelndem Respekt, was früher oder später auf dich zurückfällt.
Das gilt erst recht für Beiträge kritischer Natur, die sachlich sind. Wenn du dich derartiger Kritik nicht stellst, hinterlässt das einen Eindruck von Schwäche. Die Netiquette verlangt, dass auch kritische Posts Wertschätzung erfahren, indem umgehend eine Rückmeldung erfolgt.
Es kann sogar eine gute Chance zur Incentivierung des Community Engagements sein, wenn du kritischen Beiträgen erhöhte Aufmerksamkeit schenkst. Damit demonstrierst du Souveränität und kommunikative Kompetenz. Für dein Image kann das nur von Vorteil sein.
Einholen von Anregungen
Es ist durchaus kein Zeichen von Schwäche, wenn du deine Mitglieder bittest, Vorschläge zu machen, was an deiner Community in ihren Augen so alles besser gemacht werden kann.
Solche Bitten um Feedback und Anregungen zur Mitgestaltung der Community sind bestens geeignet, die Bindungsenergien zu stärken. Die Mitglieder fühlen sich verstärkt involviert. Es fördert das Wir-Gefühl enorm, wenn eigene Vorstellungen zur Gestaltung der Community eingebracht werden können, und im besten Fall dann auch umgesetzt werden.
Einführung von Ritualen und Traditionen
Wie bei allen Formen sozialer Gemeinschaften entwickeln sich auch in einer Community im Laufe der Zeit Traditionen, Rituale, Memes oder auch Running Gags.
Daher solltest du von Beginn an darauf bedacht sein, Gemeinsinn stiftende Rituale und Traditionen in die Wege zu leiten. Geeignete Maßnahmen dafür sind beispielsweise:
- Vorstellungsrunde für neue Mitglieder
- Herausstellung besonders verdienstvoller Mitglieder
- regelmäßige Diskussionsrunden
- Wahlen der beliebtesten Beiträge
- Wochen- oder Monats-Rückschauen
- (Mitmach-)Aktionen und Wettbewerbe
- Danke-Aktionen (persönlich durch Call oder Brief)
Im Grunde ist für ein Ritual oder die Begründung einer Tradition alles erlaubt, von dem du weißt, dass es in der Community Gefallen findet. Wenn etwas allgemeine Zustimmung findet, gehört es in den allgemeinen Gruppenkonsens eingebunden.
Aktionen, Kampagnen und Wettbewerbe
Die vielleicht effizientesten Traditionselemente sind Aktionen, Kampagnen oder Wettbewerbe. Es ist zu empfehlen, sie mit einer gewissen Turnusmäßigkeit durchzuführen.
Durch Aktionen in jeder geeigneten Form lassen sich sehr erfolgreich neue Mitglieder ‚einfangen’. Abgesehen davon sind sie natürlich hervorragende Instrumente zur Mitgliederbindung.
Alle Kampagnen und Aktionen haben eine doppelte Funktion: sie fördern das Standing der Community und dienen in vielen Fällen der Vermarktung von Produkten oder Dienstleistungen des Betreibers.
Das bedeutet, dass Aktionen in Abstimmung mit dem Betreiber durchgeführt werden müssen. Es wird ein Budget benötigt, oft in Form von Rabatten oder kleinen Gewinnen.
Das Potenzial einer Aktion lässt sich noch einmal vermehren, indem du sie mit der Produktion kreativer Inhalte durch die Mitglieder verbindest.
Fehlerquellen bei Aktionen
Bei Aktionen aller Art lassen sich einige Fehler machen. Um sie zu vermeiden, solltest du folgendes beachten:
- Timing: Besonders geeignet für Aktionen sind Zeiten, in denen es in der Community etwas ruhiger zugeht. Das bringt neuen Schwung in das Community Engagement.
- Kognitive Leichtigkeit: Bei Wettbewerben, insbesondere Gewinnspielen, ist darauf zu achten, den Teilnehmern alles denkbar einfach zu machen. Es sollte möglichst viele Preisgewinner geben. Die User schätzen es, wenn sie ab und zu ein kleines Erfolgserlebnis haben.
- Eindeutiger Bezug zur eigenen Marke bzw. Themen: Ein oft gemachter Fehler ist es, x-beliebige Preise zu verteilen. Wer ihn begeht, steht in Gefahr, dass er nur sogenannte Gewinnspieljäger anzieht, die weiter nichts mit deiner Community zu tun haben wollen.
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Damit sind wir am Ende meiner Serie über das Community Building angelangt. Es bleibt mir, dir für den Aufbau deiner ganz speziellen Community sehr viel Erfolg zu wünschen. Wenn du die Ratschläge aus dieser Serie befolgst (und deine Kenntnisse vielleicht noch durch das Lesen meines Buches Die Macht der Community vertiefst), dann kann eigentlich nichts schiefgehen!