Content
Neben den dialogischen Fähigkeiten ist der Content das Gebiet, auf dem Können und Persönlichkeit eines Community Managers voll gefordert werden. Dabei ist es nicht so, dass die Produktion von Content unbedingt Aufgabe des Community Managers ist. Viele erstellen ihn nicht selbst, denn dafür gibt es beim Betreiber oft eine eigene Abteilung, oder der Content wird zugekauft.
Aber ein Community Manager muss präzise Vorstellungen zur Content-Strategie entwickeln. Es ist seine Aufgabe, sehr klare Aussage dazu zu treffen, welcher Content bei seinen Usern am besten ankommt. Guter Content generiert Interaktion, daher ist er die Voraussetzung dafür, dass die Kernkompetenz Dialogführung überhaupt zum Tragen kommen kann.
Mehrwert schaffen
Bei der Produktion von Content dreht sich alles um den vielschichtigen Begriff Mehrwert. Mitglieder lassen sich für eine Community nur dann gewinnen und an die Community binden, wenn ihnen mit dem eigenen Content mehr geboten wird als in konkurrierenden Communitys.
Es ist der Content, der eine Community zu einem virtuellen Erlebnisraum macht. Er ist es, der die User in einen Flow versetzt, der sie dazu bringt, viel Zeit in einer Community zu verbringen, ihr die Treue zu wahren und sich im Idealfalle für die Online-Gemeinschaft zu engagieren.
Die Inhalte liefern die maßgeblichen Impulse für Austausch unter den Mitgliedern. Da dieser Austausch den ökonomischen Interessen des Betreibers dienen soll, braucht es eine tiefgehende Einsichtnahme in die zugrundeliegende Strategie, sonst wird dieser Austausch nicht die gewünschte Produktivität haben. Für den Community Manager bedeutet dies, dass er sich vor allem mit dem Storytelling, der Seele allen Contents, zu beschäftigen hat.
Wenn ein Community Manager sein Content-Angebot selbst erstellt, kann er sein volles kreatives Potenzial zur Entfaltung bringen. Grundlage dafür ist eine Befähigung zum guten Storyteller. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass Storytelling-Skills generell zum Anforderungsprofil gehört.
Community Management hat auch Schattenseiten
Nicht alles ist eitel Sonnenschein im Community Management. Von Dauerquerulanten, von Mitgliedern, die untereinander heftig in Streit geraten, und von Hatern und Trollen bleibt kaum eine Community verschont. Die negative Konsequenz: ein Teil der tagtäglichen Arbeit besteht darin, mit derlei Unruhefaktoren umzugehen, und das kostet Zeit und Nerven.
Wenn Streitigkeiten unter Mitgliedern zu sehr ausarten, hat das Auswirkung auf das Standing einer Community. Ihre Integrität wird erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Zu viel Streiterei vermittelt einen negativen Außeneindruck, und daher muss der Community Manager rote Linien ziehen.
Die Netiquette gehört mit allen Mitteln verteidigt. Dafür wird psychologisches Feingefühl, diplomatisches Geschick und vor allem Durchsetzungsvermögen benötigt. Mit Luchsaugen ist darauf zu achten, was in der Gemeinschaft vor sich geht. Die Analyse des Sentiments ist für einen Community Manager die vielleicht wichtigste Monitoring-Aufgabe.
Unangemessene Posts, die das Klima vergiften können, erfordern sofortiges Eingreifen, eventuell müssen sie sogar gelöscht werden. Aber Vorsicht: Löschen ist kein Allheilmittel, irgendwo existiert immer ein Screenshot des Gelöschten — an Gedächtnisschwund wird das Internet nie leiden.
Die beste Prävention besteht einfach darin, ein Klima zu schaffen, in dem möglichst wenig Negativbeiträge hereinkommen. Das gelingt am besten mit kommunikativem Charisma …
Community Management: Job-Ausbildung
Aus meiner Darstellung des Berufsbilds sollte klar geworden sein, dass Community Management ein Job ist, dessen Anforderungsprofil so anspruchsvoll ist, dass nicht viele Menschen es erfüllen können.
Damit wir uns nicht missverstehen: das Wort anspruchsvoll meint keineswegs elitär. Nichts liegt mir ferner, als solch eine Prätention aufzustellen. Anspruchsvoll meint lediglich, dass einfach die adäquate Persönlichkeitsstruktur vorhanden sein muss.
Da dieses Persönlichkeitsbild nicht gerade alltäglich genannt werden kann, der Bedarf nach fähigen Community Managern aber steigend ist, werden Könner geradezu händeringend gesucht. Blickt man sich auf den einschlägigen Jobportalen um, finden sich Tausende von Stellenangeboten.
Dabei ist es ein Beruf, für den kein staatlich anerkannter bzw. normierter Ausbildungsweg existiert. Eine aussichtsreiche Bewerbung muss aber einen Nachweis der Qualifikation bringen. Entsprechende Zertifizierung kann sich der Berufsinteressent nur auf dem freien Markt beschaffen.
Hier findet sich ein großes Angebot an qualitativ sehr unterschiedlichen Lehrgängen oder Workshops. Das reicht von einige tausend Euro teuren Schulungen, in denen teils sehr spezielle Strategien vermittelt werden, bis hin zu Crashkursen, die versprechen, in ein paar Tagen alles Nötige für Community Management zu vermitteln.
Solche Lehrgänge von Minimalcharakter rufen nicht viel Eindruck bei einer Bewerbung hervor. Besser ist es also, möglichst umfassende Lehrgänge zu buchen. Jeder ist gut beraten, auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu achten und sich Online-Bewertungen der Anbieter anzusehen.
Zukunft von Community Management
Lohnenswert ist die Investition in eine Ausbildung zum Community Manager allemal, denn es ist ein Beruf, bei dem alle Anzeichen darauf hindeuten, dass die Zukunft noch Großes für ihn bereithält. Derzeit kann ein Trend identifiziert werden, dass ihm innerhalb von Unternehmensstrukturen eine zunehmend größer werdende Rolle zukommt.
Community Manager leisten Basisarbeit für die Führungsetagen. Wer diese Basisarbeit exzellent genug leistet, der könnte mit der Zeit selbst in Richtung Führungsetage aufrücken. Diese Tendenz wird von den Topmanagern, die Lehrgänge mit dem Thema Community Management für Führungskräfte belegen, hinlänglich bestätigt.
Bei den langfristigen Perspektiven tauchen allerdings einige Fragezeichen auf. Irgendwann wird eine disruptive Technologie das Web in seiner jetzigen Form ablösen. Aber auch diese neue Technologie wird wohl ihre Formen von Gemeinschaftlichkeit entwickeln müssen.
Und noch etwas könnte das Community Management, wie es in dieser Artikelserie dargestellt wurde, in Frage stellen: Künstliche Intelligenz. Damit es aber so weit kommt, müsste KI die Fähigkeit zur Empathie und zum Eingehen auf die Befindlichkeit von Usern haben.
Das würde Künstliche Soziale Intelligenz erfordern, oder vielleicht exakter formuliert: Künstliche Emotionale Intelligenz. Derzeit ist nicht zu ersehen, dass derartige Formen artifizieller Intelligenz möglich werden könnten. Solange es aber solch eine Künstliche Soziale bzw. Emotionale Intelligenz nicht gibt, bleibt Community Management in einer Welt, in der sich Marken zu Medien entwickeln, eine Schlüsselposition.